Was sind die häufigsten Fehler, den Autoren beim Romane schreiben begehen? Tragischerweise sind es meistens immer die gleichen, glücklicherweise kann man genau deswegen etwas dagegen tun.
1. Der Roman beginnt 10 Seiten vor dem Beginn
Mit Recht steht dies auf Platz 1 der Fehler beim Romane schreiben. Autorinnen beschreiben die Handlung, geben viele Informationen und Backstory zu Ort, Zeit und Personen. Das erzeugt zunächst nur Langeweile bis irgendwann, viele Seiten später, tatsächlich irgendetwas passiert. Fehlervermeidung: Starten Sie dort, wo die echte Handlung beginnt: Ihre Hauptperson steht vor einem Problem, einem Konflikt. Das bisherige Leben kann so nicht weitergehen. Machen Sie diesen Punkt zu Ihrem ersten Absatz oder der ersten Seite.
2. Die Hauptperson wird nicht vorgestellt
Besonders nervend ist es, mehrere Seiten Handlung mit darin vorkommenden Personen zu lesen, nur um zum Schluss zu erfahren, dass diese Personen nicht weiter wichtig sind. Bei einem Krimi will niemand wissen, was der Automechaniker denkt, bei dem die Kommissarin vor Dienstbeginn ihren Wagen abholt. Niemand interessiert sich für die Verkäuferin, bei der die Kommissarin Frühstücksbrötchen kauft. Niemand will wissen, bei welchem Zahnarzt die Kommissarin gestern war und wie nett doch die Dame im Reisebüro ist, bei der die Kommissarin ihren Urlaub buchte. Ich will die Kommissarin spätestens auf der zweiten Seite am Tatort sehen – und nein! – im allgemeinen ist das Privatleben des Gerichtsmediziners ebenfalls unwichtig. Bleiben Sie fokussiert!
3. Zu viele Personen tummeln sich im Roman
Möchten Sie zwanzig Personen auf einmal kennenlernen? Ich nicht, denn spätestens nach der zehnten Person habe ich vergessen, wie die neun vorher hießen. Tun Sie Ihren Leserinnen einen Gefallen und fokussieren Sie sich auf möglichst wenige Personen, d.h. vielleicht drei oder vier.
Ihre Leser fühlen sich veralbert, wenn sie sich nach einigen Seiten fragen müssen: „Wer war nochmal Max? Ist das der mit dem falschen Alibi oder der Cousin des Freundes des Verdächtigen?“
4. Es gibt keinen Konflikt
Sie brauchen schon auf der ersten Seite einen Konflikt. Erzählen Sie keine Story über glückliche Menschen, die vor einem glücklichen Tag stehen. Niemand möchte das lesen. Romane schreiben, bedeutet, interessante Dinge zu schreiben. Stellen Sie dem Leser eine drohende Gefahr vor, ein Geheimnis, einen Konflikt. Es gibt Millionen von Büchern auf der Welt. Geben Sie dem Leser einen Grund, ausgerechnet Ihres zu lesen.
5. Starten mit einer Zusammenfassung
Das ist ebenfalls ein häufiger Fehler beim Romane schreiben. Fassen Sie nichts zusammen, scheuen Sie langatmige Erläuterungen. Starten Sie mit einer Szene, in der mindestens zwei Personen auftreten. Ich will nicht hören, wie Ihr Szenario aussieht, ich will es persönlich erleben. Sagen Sie nicht, dass jemand einen schlechten Tag hat. Zeigen Sie mir den schlechten Tag.
6. Den Leser mit Informationen erschlagen
Ja, Sie haben toll recherchiert. Sie wissen exakt, wie ein bestimmter Marktplatz in einer bestimmten Stadt aussieht, wann er entstanden ist, wie oft Feste stattfinden und wann sich dort besonders viele oder wenige Menschen aufhalten. Erst einmal: Glückwunsch zu der Arbeit. Zweitens: Muss der Leser das alles auf einmal erfahren? Langt nicht vielleicht ein Schnipsel Information auf Seite 3, dann eines auf Seite 20 und vielleicht noch ein drittes auf Seite 105?
7. Den Leser für dumm halten
Vertrauen Sie Ihren Leserinnen. Immer! Leserinnen sind schlau und können sich selbst einen Reim auf bestimmte Dinge im Roman machen. Vermeiden Sie gönnerhafte Erklärungen darüber, wieso und warum gerade irgendetwas so ist, wie es ist. Aufgrund der von Ihnen gelegten Fährte finden die Leserinnen den Schatz ganz alleine. Schreiben Sie Romane mit dem Wissen, dass Ihrer von intelligenten Menschen gelesen wird.
8. Mit Beschreibungen beginnen
Die detaillierte Beschreibung eines Berges, einer Waldlandschaft oder einer mit summenden Bienen überzogenen Blumenwiese gewinnt den Preis für den langweiligsten Beginn eines Romans. Schon mal jemanden gehört, der ein Buch für die tollen Beschreibungen lobt (Wanderführer ausgenommen)? Wenn Sie nicht gerade einen Wanderführer, sondern Romane schreiben wollen, starten Sie mit Personen, die ein Problem haben.
9. Mit einem Traum beginnen
Solange Sie nicht Daphne du Maurier heißen, beginnen Sie keinen Roman mit einem Traum.
10. Die Romanwelt wird erzählt, nicht gezeigt
Ich will nicht lesen, wie die Dinge in Ihrem Fantasyroman funktionieren und an welche Regeln und Gesetze Ihre Figuren sich halten müssen. Ich will es sehen! Zeigen Sie Romanfiguren und ihre Schwierigkeiten mit Regeln und Gesetzen. Zeigen Sie mir, wie die Figuren ihre Probleme meistern oder wie sie straucheln. Dadurch erfahre ich viel mehr über das Leben in der von Ihnen geschaffenen Welt.
11. Verschnörkelter Schreibstil
Nein, Sie müssen nicht schreiben wie der nächste Nobelpreisträger für Literatur. Wenn Sie toll erscheinen wollen, erschaffen Sie tolle Figuren in tollen Handlungen. Schreiben Sie eine packende Geschichte. Konzentrieren Sie sich darauf, nicht auf verschnörkelten Schreibstil.
12. Einen Prolog schreiben
Das ist ein Reizthema. Viele Schreibratgeber und Blogs raten kurzerhand davon ab oder verdammen Prologe gar als Anfängerfehler. Prologe sind schwierig. Überlegen Sie, ob Sie aus dem Prolog nicht besser das erste Kapitel Ihres Romans machen können.
13. Die Backstory übernimmt das Ruder
Nein, weder am Anfang noch in der Mitte oder am Ende eines Romans will ich wissen, was vor 10 oder 300 Jahren genau geschehen ist. Ich lebe in der Gegenwart Ihrer Romanfigur und will wissen, was dieser dort passiert. Wenn Sie dieses Interesse in mir geweckt haben, können Sie gerne kurz! darauf eingehen, wieso bestimmte Ereignisse der Vergangenheit Einfluss auf die Gegenwart Ihrer Hauptperson haben.
14. Beschreibung der Hauptperson
Sie hat einen Pixie-Cut, ihr Haar ist schwarz, sie wiegt fünfzig Kilo bei einer Körpergröße von 180 cm, sie benutzt Lippenstift der Marke X und durch Mascara sieht sie aus wie …
Schreiben Sie das auf, drucken Sie es aus und hängen Sie es an die Wand vor Ihrem Schreibtisch. So wissen Sie immer, wie Ihre Hauptperson aussieht. Denn nur dafür sind solche Beschreibungen gut. Sie müssen Ihre Hauptfigur kennen. Leserinnen brauchen nur während der Handlung ab und zu eine knappe Andeutung, wie die Hauptfigur aussieht.
15. Beginnen mit nutzlosen Informationen
Wenn Ihrer Hauptfigur in einem Zug etwas Wichtiges zustößt, starten Sie nicht mit dem Bahnhof, den Lautsprecherdurchsagen, der freundlich lächelnden Zugbegleiterin oder der Beschreibung der vielen Zeitschriften, die man im Bahnhofskiosk kaufen kann. Was ist wichtig? Was im Zug passiert, oder? Beginnen Sie immer mit wichtigen Ereignissen!
16. Langweiliges Kapitelende
Das Ende eines Kapitel ist ein gefährlicher Moment. Leserinnen könnten geneigt sein, das Buch wegzulegen und es niemals wieder in die Hand zu nehmen. Geben Sie den Lesern einen Grund, genau das nicht zu tun. Lassen Sie am Kapitelende ein Rätsel übrig, die Vorschau auf drohende Gefahren oder sonstiges.
17. Die Regeln des Genre brechen
Jedes Genre hat bestimmte Regeln. Ein Krimi mit einer Ermittlerin wie z.B. Miss Marple (Cozy Crime), darf nicht blutrünstig sein. Fantasy braucht keine physikalischen Erklärungen, während in Sci-Fi genau das angebracht ist. Lesen Sie möglichst viele Bücher des Genres, das Sie schreiben wollen. So gewinnen Sie einen Einblick über gewünschte und unerwünschte Inhalte.
18. Arbeiten mit Klischees
Schreiben Sie nicht die x-fache Geschichte über Aschenputtel, das den hübschen Prinzen kennenlernt. Schreiben Sie nicht über die Teenagerin mit mangelndem Selbstbewusstsein, das trotzdem den gut aussehenden und von vielen Mädchen begehrten Fussballer als Freund gewinnt. Ausgetretene Pfade sind langweilig. Beeindrucken Sie Leserinnen mit neuen Ideen. Wie wäre es, wenn der gut aussehende Fussballer das Aschenputtel der Schule begehrt, sie aber keine Lust auf Sportler hat?
19. Der Roman startet mit dem Aufwachen der Hauptperson
Bitte nicht! Schon gar nicht weitermachen mit Duschen und Frühstück. Dieser Pfad ist sehr ausgetreten. Überlegen Sie etwas anderes, notfalls stecken Sie Karten mit diversen Uhrzeiten in einen Sack und ziehen blind eine. Starten Sie damit. Romane schreiben ist relativ einfach.
20. Starten mit langweiligen Sätzen
Ein Widerspruch zu „Verschnörkelter Schreibstil“? Ich denke nicht. Aber Ihr erster Absatz ist Ihre Bewerbung. Zeigen Sie, was Sie von anderen unterscheidet. Im englischen Sprachraum wird es „Voice“ genannt. Verleger sind stets auf der Suche nach „Voice“, der Stimme, die man deutlich aus dem Chor heraushört. Wenn Sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen können, haben Sie eine Chance.
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